
Raum + Geste + Bedeutung
Wenn Kunstwerke genau anders herum aufgebaut sind als man durch Anschauung vermutet, ist man für einen Hinweis dankbar. Something in the Air von Christine Schörkhuber zeigt eine Wand kleiner Ventilatoren, die zeitweilig leise flüstern und dann auch wieder still stehen, die ad hoc Vermutung ist der Luftzug den man selbst erzeugt durch näher treten, oder das öffnen der Tür, die Bewegung der Besucher im Raum. Aber es ist genau umgekehrt, die Aufnahme eines gesprochenen Textes wird auf den Stromkreis der Steuerung von Lüftern übertragen und generiert aus Worten Wind. Ebenso vermutet man vielleicht bei der Wolke aus transparentem Stoff eine fast unmerkliche Bewegung ebenso durch Luftzug nicht durch kleine Motoren, die man noch dazu kaum sieht, so klein sind sie. Was da im Raum als Geste passiert, erhält aber die sinnige Bedeutung erst durch die absichtsvolle Steuerung.
Und dann erhält die diskursive Anordnung der beiden Künstlerinnen noch eine weitere Komponente, denn die transparente Wand von Nora Bachels Installation in der Mitte des Raumes verbindet mehr als sie trennt, weil so die Besucher wie eine Verheißung durchscheinen im abstrakten Ambiente eines Werkes das in mehreren Kreisen wirkt.



Zur Ausstellung: Ausgezeichnete Lebensräume Bauherrenpreis 2021 im Ringturm, bietet sich auch ein Blick zurück an, denn der Ringturm war sozusagen Wiens erster „Wolkenkratzer“ und „Architektur im Ringturm“ die Ausstellungsreihe gibt es auch schon lange. Die Zentralvereinigung der ArchitektInnen schreibt schon seit 1967 einen Bauherrenpreis aus, für gute Zusammenarbeit von Auftraggeber und Planer, eine charmante Idee, welche dann wieder im Ringturm als Ausstellung ihren Niederschlag findet.

Besonders spannend bei dieser Ausstellung ist das recht exzentrische Bauwerk Tiroler Steinbockzentrum von ARGE Atelier Rainer Köberl, Architektin Daniela Kröss, das unmittelbar neben dem ältesten Bauernhof weit und breit liegt. Ebenso spannend, wie es überhaupt zu einem Steibockzentrum kommen konnte, denn Steinböcke zierten so manche Institution im Pitztal, weil es früher viele Steinböcke gab, das wendige Alpentier hohes Ansehen genoß, nur waren die Steinböcke zwischenzeitlich durch Jagd eigentlich ausgerottet, und mußten erst wieder angesiedelt werden. Die Ansiedlung von Steinböcken gelang, nicht nur in den Gehegen, sozusagen im Zoo gibt es jetzt Steinböcke, sondern auch in freier Wildbahn. Das markante Bauwerk ist nun ein Statement dafür, dass alt und neu durchaus seine Berechtigung hat, und keinerlei Anbiederung bedarf, allerdings will man nun mit der Natur nicht auf Kriegsfuß leben.